Sonntag, April 22, 2007

22.04.2007, Tod einer Blase

Untertitel : Die Odyssee einer normalerweise kurzen Reise in einen fremden Kanton.


Wie Sie das Campii bereits kennen, herrscht bei ihm eine Art Kleingeist, eine Kurzsichtigkeit, begrenzt durch die Scheuklappen der gutbürgerlichen schweizer Landesgrenzen. Daher entschloss es sich, zur Freude der Familie und der heiligen Pflicht, Mutters Wünsche an ihrem Geburtstag zu erfüllen, den unspektakulären Trip in richtung tiefsten Süden zu wagen. In die Hölle der Mafia, in den wilden Westen der kleinbürgerlichen Eidgenossenschaft, in den Vorhof des Kriminalismus, wo Bignasca quasi Gesetz ist und wild in die Luft geballert werden kann, also ins sonnige Tessin, welches, unerwarteterweise, gar nicht immer so sonnige Eindrücke hinterliess.
Nun denn, die Geschicht' soll handeln von einer Blasenodyssee, wie sie so noch nicht gekannt, von einer Fahrt ins Blaue, die dann klarerweise doch eher gelblich endete. Genug der Wortspiele, auf ins Geflecht.
Der sonnigen freitäglichen Nachmittage vieler hält das Jahr bereit, aber nur wenige, deren Glanz und Wärme den Äther schon um die Jahreszeit bestrahlen, als Bäume und Sträucher zu grünen beginnen, der Osterhase erst gerade weggehoppelt und der Grill noch kaum aus dem Keller geschleift. An eben diesem gleissenden Nachmittag sich das Campii und dessen Schwester auf in des schweizer Südens machten, voller Erwartung in noch mehr Wärme, noch besserer Bräune und perfekt gelierteren Haaren. Nicht, dass sie derart gut vorwärts kamen, aber der Verkehr auf den Pflastersteinen hielt sich flüssig und käumlich gedachte ein Bauer, seinen Heuwagen vor die beiden Reisenden zu platzieren. Ohne grössere Verzögerungen wurde das Tal im urnerischen Schatten kleiner und schmaler, die Hügel wurden zu Bergen und bedrohlich neigten sich die Felsen gegen das Sonnenlicht. Dessen nicht überdrüssig setzten die Vagabunden ihre freundliche Reise fort und genossen die mannigfaltig Landschaft, welche sich ihnen erbot, während sie aus ihrem Gerät hübsche Musik aus dem wilden Westen vernahmen. Nicht dass der Schwester jämmerlich Mitjaulen mit den gängigsten Melodien schon genug gewesen wäre, nein, das Campii traf mit einem Male, kurz vor dem grossen Loch, das Nord und Süd miteinander verband, auf eine Ansammlung hintereinander stehender Verkehrsmittel, die sich käumlich mehr zu bewegen schienen. Rundherum entstiegen die Leute ihren Gefährten, um sich einen Überblick über die stehende Kolonne zu veschaffen, welcher aber meist nur bis zum nächsten niederländischen Wohnmobil reichte. Nichts desto trotz, die heitere Stimmung, die zum Anfang der Reise geherrscht hatte, hielt noch einige Zeit vor, bis sich alsbald der Blasendruck der zuvor konsumierten Flüssignahrungsmittel bemerkbar machte, aber nirgends auch nur in der Nähe ein Scheisshaus zu sehen war. Zu allem Übel setzte sich die Blechlawine im Schritttempo in Bewegung und kam an der wohl für ein Geschäft ungünstigsten Stelle wieder für eine geraume Zeit, die mit steigendem Druck exponentiell langsamer zu verstreichen schien, zum stehen : In einer überdachten Betonröhre, wo es für die damalige Zeit weder Toitoi, noch WC-Ente gab. Der Unmut war schon soweit gediehen, dass sich die zwei Gefährten nach Notfalllösungen für ihr unvertagbares Geschäft umsuchen mussten, und ihre Gedanken dabei über zweckentfremdete Flaschen, Betonpfeiler, Cartoiletten, Kofferräume und andere Gegenstände, die in irgendeiner Weise Flüssigkeit aufnehmen konnten, kreisten.
Das grüne, Licht, das da in dem Frühlinge so grünte und Ihnen die Einfahrt in eine mehrere tausend Ellen lange Unterführung signalisierte, kam vor wie eine Erlösung zur Weiterfahrt einerseits, doch war ihnen auf der anderen Seite jegliche Möglichkeit entnommen, sich des Weges zu drücken und für einen kleinen Halt die nahe Böschung aufzusuchen.
So preschten sie, alsbald das dunkle Finsterloch hinter sich gelassen, der nächsten Rast entgegen, wo sie, gepeinigt durch die unendliche Qual ihrer beider Blasen, die Gaststätte stürmten und sogleich die Urinale als ihr Territorium markierten.
Erleichtert und völlig erschöpft vom innerlichen Kampf mit Niere und Blase, konnten sie nun ihre Reise, abwärts der verlassenen, unseligen Leventina fortsetzen und weitersaufen, als ob nie etwas gewesen wäre.

Dennoch ist hier aller Blasen Ende.

Sonntag, Februar 11, 2007

11.02.2007, Terminkonflikt

Ich mag mich noch an Zeiten erinnern, in denen ich Termine, ungeliebte Verpflichtungen und Abmachungen noch ohne Hilfsmittel in meinem Kopf unterbringen konnte und mich auch rechtzeitig an solche Dinge erinnerte. Erstaunlicherweise war dies ziemlich lange der Fall, bis ich Dinge anfing zu vergessen, die ich wohl besser hätte aufschreiben sollen, wie zum Beispiel Geburtstag meiner damaligen Freundin, Muttertag und sonstige verpflichtende Ereignisse, die den persönlichen 3. Weltkrieg auszulösen scheinen, wenn mann nicht 100 Jahre im Voraus dran denkt.
Nun denn, dank der Vielzahl der Termine, die sich vor dem älter werdenden Campii auftaten, liess er sich nach reiflicher Überlegung doch auf den Kauf einer elektronischen Agenda, zu dieser Zeit nannte sich das Ding noch Palmtop, ein. Eifrig übertrug er Termine, Adressen, Telefonnummern und sonstigen Kram, den sicher nie jemand brauchte.
Fröhlich vergingen die Tage, das Gerät weilte ab und zu an der nötigen Steckdose, fristete aber ein mehr oder weniger unauffälliges Dasein. Bis zu dem Tage, als das Campii in die Ferien fuhr und nicht erleuchtends genug war, seinem elektronischen Helfer die nötige Stromration zu gewähren, worauf es ihm dieser mit dem Verlust sämtlicher Daten und Termine dankte. Aus lauter Freude über das unerwartete Geschenk, warf das Campii, sobald aus den Ferien zurück, das unnütz gewordene Stück in richtung Fenster, das in voller Absicht vorher geöffnet worden war. Den Sturz aus 10m Höhe überlebte des Campii Gefährt' erwarteterweise nicht.
Nach dieser unglückseligen Erfahrung schwor er sich, zum guten, alten geschnitzten Bleistift und einer Agenda auf Fleisch und Blut, also Papier, zurückzukehren.
Das tat er umgehend und merkte alsbald, dass ihm sämtliche Büchlein entweder zu klein, um alles aufzunehmen, oder zu gross, um immer dabei zu haben waren, was ihn wiederum auf eine weitere glorreiche Idee brachte : Sein Telefon hatte ihn bis anhin nur als solches begleitet, da ihm die Terminführung im Telefoneigenen Kalender doch etwas zu sehr widerstrebte dank ungenügender Schreibgeschwindigkeit. Nun aber sollte es als abgespeckter Kalender sämtliche Termine in Kurzform EBENFALLS enthalten, was ihm die nötige Flexibilität geben sollte, sowie auch den nötigen Umfang mit der schriftlichen Form kombiniert. Freudig ins Abenteuer "Parallel-Termin" gestürzt, ergaben sich kurz darauf auch schon neue Schwierigkeiten. Ein beidseitiges Führen von 2 Terminkalendern hatte natürlich zur Folge, dass man, bei ungenügender Synchronisation schnell einmal Terminkonflikte plante und erst bei Übertragung feststellte, dass der Platz schon besetzt war.
Auch für dieses Problem überlegte sich das Campii eine angemessene Lösung in der Form einer dritten, Computerbasierten Agenda, die als "Master" für Telefon und schrifliche Terminkalender dienen sollte. Natürlich werden Sie bemekrt haben, dass sich das Problem auch somit nicht lösen lässt, darum ist sich das Campii auch am überlegen, noch eine 4. Agenda zu führen, was auch wieder eine mehr als sinnlose Variante wäre. Am Schluss hilft halt dann doch nur noch die besagte Agenda aus Fleisch und Blut : Eine Sekretärin.
Falls sich also jemand für einen ehrenamtlichen Job berufen fühlt, so dürfen Sie sich gerne mit Lebenslauf und Auszug aus dem Strafregister bei mir melden.

Dienstag, Januar 30, 2007

30.01.2007, Zwischenstunde

Tatsächlich tut sich völlig unerwartet und überraschend ein weiteres Zeitfenster auf, das man guten Gewissens und völlig sinnvoll benutzen könnte, um sich auf Prüfungen vorzubereiten, Stoff nachzuholen und/oder an einer Arbeit weiter zu schreiben.
Aber nein, Sie werden es erraten haben, die Zeit ist absolut im Überfluss vorhanden und der unmotivierte Student widmet sich einem seiner unzähligen, wenig geistreichen Hobbies, dem Bloggen.
Eigentlich nicht wissend, was er tut, kann ihn zuweilen nicht einmal sein schlechtes Gewissen davon abhalten, eine Zwischenstunde sinnvoll eingeteilt für die Schule zu verwenden, nur um der Lust zu frönen, seinen Gedanken freien Lauf und dem Hirn eine Entrauchpause zu gönnen.
Nun wie gesagt. Es ist nicht so, dass man zuviel Zeit hätte oder sonst unterbeschäftigt wäre. Da seien zum Beispiel Stabilitätskriterien für Gegengekoppelte Operationsverstärker ein Thema, das bis nächste Woche behandelt sein muss. Oder aber der freundlich-verwirrende Protokolldschungel des allmächtigen Internets, den man selbst mit Haufenweise Abkürzungen nicht in 100 Jahren überblicken könnte. Auf der anderen Seite des Gewissens lauern noch tollwütige Hochfrequenz-Anwendungen, auf die man sich wilden Mutes stürzen könnte, nur um eine halbe Sekunde später zu merken, dass man doch mehr als jede 2. Vorlesung anwesend sein sollte. Nicht zuletzt (oder eben doch) warten noch tollkühne und beängstigende Leistungsthyristoren, die sich als Dioden tarnen in einer Schaltung, von der man, Schlaf sei Dank, noch nie etwas gehört hat.
Und doch werden diese Themen zur absoluten Abweisung, wenn man gerade ein paar Minuten freie Zeit hat. Das gipfelt zuweilen sogar in der Tatsache, dass man lieber einmal wieder seinen Schreibtisch aufräumt, als etwas kopflastiges anzupacken. Sollten die das Aufräumen von Schreibtischen als eine angenehme Tätigkeit empfinden, dann meinen herzlichen Glückwunsch, versuchen Sie es bei Gelegenheit auch einmal mit einem Studium in Elektrotechnik...

Mittwoch, Januar 17, 2007

17.01.2007, Zeit für Nichts...

Es kommt der Tag, an dem der mehr oder weniger eifrige Blog-Schreiber sein Tun hinterfragt, seine Werke mit einem Kopfschütteln und einem mehr gedachten als ausgesprochenen "Oh mein Gott" durchliest und sich nach dem tieferen Sinn des Gekritzels fragt. Die Frage hat sich jedoch innert kürzester Zeit selbst beantwortet, da einem beim besten Willen kein wirklicher Grund für eine Existenzberechtigung einfällt. Zumindest mir nicht. Nichts desto trotz lesen Sie einen neuen Eintrag, der in der Einfalt und Beschränktheit den anderen in nichts nachsteht.
Heute beschäftigen wir uns mit einer äusserst essentiellen Frage, auf welche mich gestern einer der selten in freier Wildbahn lebenden interessanten Dozenten hingewiesen hat. Dass diese Spezies so selten anzutreffen ist, hat nicht etwa mit der Tatsache zu tun, dass Dozenten seltene Lebewesen sind, es ist mehr eine Frage, ob er dem meist sowieso schon schlaffördernden Unterrichtsstoff so präsentieren kann, dass man nicht binnen kürzester Zeit nach einem Kissen und einem Gutnacht-Kuss schreit.
Zurück nun zur Frage, die die Welt keinesfalls braucht, die Physiker aber trotzdem interessiert. Man beachte die Ironie, dass Physiker sich wohl für solchen Schmarrn interessieren, weil sie vermutlich chronisch unterbeschäftigt sind und dies ihre Beschäftigungstherapie darstellt. Also : Ist die Zeit quantisiert ? Mit anderen Worten : Gibt es eine kleinste Zeiteinheit ? Den Namen dafür haben die Physiker schon, aber das ist auch schon alles- Ziemlich fortschrittlich, wenn Sie mich fragen, etwas zu benennnen, von dem man nicht weiss, ob es das gibt.
Die kleinste Zeiteinheit für einen Studenten ist zweifellos diejenige Zeit, die man von der Bestellung eines Bieres bis zu dessen Auslieferung warten muss. Gleich darauf folgt die Länge der kürzesten Pause zwischen zwei Unterrichtsstunden, was freilich von Dozent zu Dozent zwischen "Wir haben sowieso zu wenig Zeit, also machen wir keine Pause" bis hin zu "ich denke, wir haben heute gut gearbeitet, machen wir früher Schluss" variiert.
Die aber mit Sicherheit längste Zeiteinheit ist die "Langweilige-Dozenten-Lektion". Sie dauert objektiv zwar genausolange wie die "erträglicher Unterricht"-Lektion, aber subjektiv liegen Welten dazwischen, so in etwa wie ein "Tag-der-nicht-enden-will". Nun genug mit "Bezeichnungen-die-den-Ausdruck-nicht-verdient-haben" und zurück zum Blog, der an dieser Stelle sein abruptes Ende findet. Ich wünsche Ihnen einen schönen " (eine weitere umständliche Bezeichnung) ".

Montag, Januar 01, 2007

01.01.2007, Aller Anfang hat auch ein Ende...

So. Nun ists also da. Das neue Jahr, in dem wie schon in den vorherigen Jahren "alles besser" werden soll. Es war ja auch ein toller Einstand mit Sturm, Regen und abgedeckten Bauernhöfen, deren Ziegel einem dicht an der Rübe vorbeiflogen.
Soweit zur nicht vorhandenen Einleitung. Jetzt, da Sie vermutlich wieder auf dem besten Wege sind, nüchtern zu werden vom tristen Jahresende-Besäufnis mit Ihren Kollegen, welche es aaber auch nur im Rausch sind, können Sie sich mit Ihrer Vorsatzliste befassen und Punkt für punkt jeden Tag kontrollieren. Punkt 1 : Weniger Alkohol trinken, ich habe es erraten. Und was ich ebenfalls erraten habe, ist, dass Sie diesen Punkt schon gleich wieder streichen können und ein grosses rotes "NICHT ERFÜLLT" darüberkritzeln können, wenn Sie tatsächlich schon wieder fähig sein sollten, einen Stift ohne parkinsonsche Zitteranfälle zu halten.
Punkt 2 könnte sich dann als etwas schwieriger herauszufinden herausstellen. Ich tippe auf Einträge wie : Bewährungshelfer kontaktieren, Oma's Sarg vorbestellen, Kinder mit Kunstblut erschrecken und was Sie sich noch weiter haben einfallen lassen.
Es kann natürlich auch sein, dass Sie Ihre soziale Seite wieder fördern wollen, sofern die noch nicht zu einem verkümmerten, ausgedörrten Klumpen verkommen ist. Dann wären Einträge wie : Mehr Zeit mit den Kindern verbringen, dem Buschauffeur einen schönen Tag wünschen oder einer bedürftigen Dame über die Strasse helfen...

...nun, Sie merken selber, dass ich das wohl kaum ernst meinen kann. Zeit mit Kindern verbringen ? Womöglich noch mit den eigenen ? Um Himmels Willen, Sie hätten nicht lebend in das neue Jahr übertreten sollen. Dem Buschauffeur einen schönen Tag wünschen ? Das wird Ihnen nicht viel nützen, wenn Sie sich wiedereinmal beim Schwarzfahren erwischen lassen. Einer bedürftigen Dame über die Strasse helfen ? Da hört doch wohl alles auf ! Was suchen verdatterte alte Leute auf der Strasse wenn sie nicht mehr fähig sind, von einer Seite auf die andere zu gehen unter einer halben Stunde ?

Sie sehen also, es gibt nur wenige gute Vorsätze. Glauben Sie ja nicht, dass Ihnen das Gewissen bei einem Vorsatz-Bruch nicht den Hals umdreht, sollten Sie tatsächlich den Fehler gemacht haben, so eine Liste anzufertigen. Leider werden Sie feststellen, dass meine Warnung erst jetzt, also zu spät kommt, auch wenn Sie sie sowieso ignoriert hätten. Also viel Glück mit Ihrem komischen Zettel, ich gehe mir jetzt wieder die Lampe füllen, meine nicht vorhandene Vorsatz-Liste erlaubt mir das.

Frohes neues Jahr, Jammerlappen !

Samstag, Dezember 23, 2006

23.12.2006, Das Campii beim vorweihnachtlichen Einkauf

Man schrieb das Jahr, an dem alles anders werden sollte und dennoch alles genau gleich lief, wie jedes Jahr. Mann wusste schon Monate vorher, wann jetzt denn genau dieses Weihnachten sein sollte, und doch hat man "ja noch Zeit", um passende Geschenke und Alibi-Mitbringsel zu besorgen. Das ganze zieht man im Jahresabschluss-Stress im Geschäft oder in der Schule noch bis kurz vor dem Stichtag weiter, und schon befindet man sich in der einigermassen unangenehmen Lage, in der Man sich jedes Jahr wieder befindet : Es ist der 23. Dezember und man hat immernoch nichts für seine Liebsten.

Da das Campii an und für sich, wenigstens ab und zu ein schlauer Bursche ist, hat er sich einen perfekten Plan zurecht gelegt, um dieses eine Mal allen eine Nasenlänge voraus zu sein : Der Einkauf am 2. dezemberschen Verkaufs-Sonntag in Zürich. Sonntage in Zürich erkennt man an menschenleeren Strassenzüge, vereinsamten Tramchauffeuren in ihren quietschenden Gefährten und frustrierten Taxifahrern.
Das wollte er sich zu Nutzen machen und begab sich in trügerischer Sicherheit nach der grossen Stadt, wo er, gedrängt von träger Menschenmasse aus dem Zug fiel, aber von einer Wand aus Gleichgesinnten sanft abgefangen wurde. Dass die der ganze Kanton und vermutlich noch das halbe Aargau etwa denselben teuflischen Plan ausgeheckt hatten, konnte er im ersten Moment nicht so richtig fassen und erkannte, dass seine düsteren Machenschaften durchschaut waren.

Da fasste das Campii den draufgängerischen Entschluss, seine Einkaufstour trotzdem durchzuziehen, da er gegen den zähflüssigen Menschenbrei sowieso nicht mehr zurück in den rettenden Zug konnte. Also kämpfte er sich wagemutig zu seinen vorher festgelegten Zielen durch, wobei er Kampfrempler, erzürnte Geschenkträger und Terrormütter überwinden musste, bis er endlich in der 3. Etage des Kaufhauses ankam : Der Horror alle normalen Menschen, die absolute Grausamkeit für jeden Käufer : Die Spielwarenabteilung. Schreiende kleine Menschen, genervte Mütter, verzweifelte Göttis und hoffnungslos überforderten und gestressten Grosseltern, welche zwischen dem Action Man und dem Prügelspiel für den Gameboy entscheiden müssen.
Das Campii gehört glücklicherweise zu einer Art Götti, der sich schon vorher überlegt hat, was genau er seinem Balg schenken will (muss). Alle Widerstände überwindend kämpfte er sich zum Regal durch und nahm die meterlangen Plastik-Baumaschine unter seinen Arm in der Hoffnung, das Plastik-Billigteil aus Taiwan sicher zur Kasse zu bringen. Gezahlt, eingetütet in einem Sack, wo wohl auch eine Schwiegermutter darin Platz fände drehte er sich von der Kasse weg.
Das war bis jetzt also der kleinste Teil des Problems. Stellen Sie sich dicht gedrängte im Kaufrausch versinkende Jugendliche und Eltern vor, welche alle in dieselbe Richtung stürmen. Und stellen Sie sich dagegen das Campii vor, wie er mit einem Baumlangen Baukran versucht, sich gegen diese Massen zum Ausgang zu bewegen. Endlich dem Einheitsbrei und der schlechten Gerüche entkommen und tief durchschnaufend, wird er sich bewusst, dass dies das 1. von insgesamt 10 Geschenken war, das er heute zu besorgen gedachte.

Er wünscht Ihnen ein schönes Weihnachtsfest und hofft, dass sich Ihr Familienfest nicht zum gleich langweiligen Zusammensein entwickelt, wie es das immer tut.

Sonntag, November 26, 2006

26.11.2006, Reden, damit etwas gesagt ist

Sie kennen das bestimmt : Man ist bei einem gemeinsamen Abendessen, also in einer mehrköpfigen, bisweilen vielschichtigen Gruppe und führt sich ein reichhaltiges Mahl zu Gemüte, abgerundet mit einem guten Gläschen Wein. Die Stimmung ist ok, die Schweigenden füllen die nicht vorhandenen Lücken derjenigen, die sich gerne reden hören, und jeder ist zufrieden. Jeder ? Nicht ganz. (Ganz Gallien ? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkertes Dorf…..lassen wir das mit den Comic-Heften)
Alles wäre in Ordnung, die Gespräche laufen wie geschmiert, keine Anzeichen eines bevorstehenden Konfliktes, oder eines unterhaltsamen Meinungsstreits. Für den aufmerksamen Zuhörer also fast schon langweilig. Wenn da nicht diese zwei zuweilen penetrant agierenden Laiendarsteller wären, sich künstlich füreinander interessieren, sich zu verkaufen versuchen, wie sie nicht sind und allenfalls im besten Fall gerne wären. Nicht nur, dass keiner von den beiden überhaupt einen Satz beenden könnte, ohne schon mit dem nächsten angefangen, geschweige denn darüber nachgedacht haben. Nein. Sie tun in den Redepausen sogar so, als ob sie nicht völlig mit sich selbst beschäftigt wären und nicken ab und zu zustimmend mit dem Kopf, damit nicht auffällt, dass sie eigentlich schon gerne selber wieder von sich reden würden.
Sie haben gemerkt, Beobachtung und die subjektive Interpretation dazu ist etwas Herrliches. Man würde gerne aufgrund der dauernden Selbstbeweihräucherung weghöre, aber die Ironie der Sache lässt einen weiter zuhören.
Doch da ! Was war das ?! Ich konnte es auf den ersten Moment gar nicht glauben, aber es war Realität ! Ich konnte es hören, sie war da ! Stille ! Wohltuende Stille. In dem Augenblick, der für mich so überraschend gekommen war wie der sprichwörtliche Schnee im Sommer, befand ich mich in einem schwebenden Zustand, alles um mich herum verschwamm, wurde schön, wurde paradiesisch, surreal. Die Wirkung von Valium kann nicht stärker sein.
Doch, und auch das werden Sie als aufmerksame Leser sicher schon erwartet haben, der Zustand hielt sich nur eine kurze Zeit, bevor der erstarrte Wasserfall wieder zu sprudeln begann. So war für mich auch die Frage, die auf die Stille folgte, mindestens genauso dämlich, wie der vorangegangene Smalltalk : „Und was meint unser schweigender Zeitgenosse dazu ?“
Im Kern der Frage, die übrigens an mich gerichtet war, konnte ich eine Reaktion auf die vorher für die beiden Täubchen wohl peinliche Stille ausmachen. Ich überlegte. Der schweigende Zeitgenosse wäre nicht der schweigende Zeitgenosse, wenn er diese dümmste aller Fragen einfach so beantworten würde. Kam dazu, dass die Zeit wohl kaum mein „Genosse“ ist, sie ist kein Russe.
So fühlte ich mich in der gesellschaftlichen Pflicht, dem werten Gegenüber doch eine wenn auch kurze Antwort zu geben, um Wasserfall Nr.1 nicht im Regen stehen zu lassen und die neugierig wartenden Blicke von mir abzulenken. Also galt es, sich innert Sekundenbruchteilen zu einer wenigstens halbwegs abweisenden Antwort durchzuringen. Meine erste Reaktion stellte sich nach reiflicher Überlegung nicht als die beste heraus. „Nix verstehe !“ War schon mal nicht schlecht, aber zu wenig glaubwürdig. „Wie bitte, werter Herr, ich habe Ihrer Unterhaltung schmählicherweise nicht beigewohnt und weiss nicht, um was es geht“ wäre eine glatte Lüge gewesen. Ich entschied mich also nach dem sorgfältigen Abwägen der Antworten am Schluss für eine elegantere : Jemand anderen zunicken mit den Worten :“Ich glaube, er meint Dich“
So kam es, dass dieser jemand zwar etwas sagte, meine beiden neuen Freunde sich aber alsbald wieder mit sich selber unterhielten und dem Wasser seinen Lauf liessen.
Ich hatte meinen Teil der Konversation beigetragen und durfte nun wieder gespannt zurücklehnen. Gespannt auf weitere endlose Laberdiskussionen über Unsinn und Si……….. …..nein, nur über Unsinn.